Morgunn war das Pferd, da zu mir kam als mein Mann Sörli übernahm. Morgunn war zu dem Zeitpunkt acht Jahre alt und fertig ausgebildet, mit vier sehr
schönen Gängen. Ich dachte zu der Zeit darüber nach, mich auf den Turniersport zu konzentrieren, und Morgunn erschien mir der ideale Partner dazu.
Es stellte sich aber schnell heraus, dass meine Reitkünste meinen Ambitionen nicht gerecht wurden. Ich konnte Morgunn in den drei Grundgangarten recht gut reiten, aber
der Tölt wurde wieder zum Problem.
Leider bekamen Morgunn und ich nicht die Chance, diese Schwierigkeiten gemeinsam anzugehen. Gerade als ich ein Gefühl dafür zu entwickeln begann, wie ich dieses Pferd reiten
musste, wurde Morgunn schwer krank. Wir kämpften mehrere Monate lang um sein Leben, bis es aussah, als würde er wieder gesund. Und dann hatte er einen so schweren Rückfall, dass
wir ihn schweren Herzens gehen lassen mussten.
Während dieser schweren Zeit wurden Morgunn und ich die besten Freunde. Er ließ mich alles mit ihm machen, gehorchte sogar, wenn er bei schmerzhaften Untersuchungen
stillhalten musste. Wir gingen zusammen spazieren, und ich bot ihm sein Futter aus der Hand an, um ihn zu überzeugen, zumindest ein bisschen was zu fressen. Er ließ sich stundenlang von
mir putzen und döste dabei zufrieden vor sich hin. Ich hatte das Gefühl, dass er meine Gesellschaft genoss und er freute sich sichtlich, wenn ich zu ihm in den Stall kam.
Er war es, der mir meinen ersten Zirkustrick beibrachte: Wenn ich abends vergaß, den Futtereimer mitzunehmen, wenn ich aus seiner Box ging, dann brauchte ich nur darauf
zeigen und er hob ihn auf und reichte ihn mir.